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| © Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 14. April 2004 Spätes Debüt ohne Firlefanz Er ist Leipziger und debütiert mit einem Roman. Dennoch drückt Dietrich Sielaff weder im Literaturinsitut die Studienbank, noch zählt er zu den Um-die-30-Jährigen. Der Autor steht mitten im Leben - wie sein Held "Caspar Blum". Knapp 500 Seiten dick ist dieses dritte Buch, nach "Wie ein Hamster im Laufrad" und "Der Gemeindegendarm" im Schweriner Verlag Reinhard Thon erschienen. "Caspar Blum" erzählt vom gleichnamigen Schlossergesellen und den Wirren des Daseins im 18. Jahrhundert. In Leipzig ist Messe, Zünfte haben das Sagen. Blum erlebt seine Abenteuer sowohl in der eigenen Stadt als auch auf spannenden Reisen nach Russland.Randvoll mit den unterschiedlichsten Charakteren und Mentalitäten zieht der Roman mit einfachen Geschichten in den Sog vergangener Zeiten. Für dieses pralle Leben aus Blut, Schweiß, Liebe, Neid und Leidenschaft, historisch bis ins Detail recherchiert, findet der Autor eine locker-amüsante Sprache, schreibt unbekümmerte Prosa, die reich ist an Dialogen und stilistische Verrenkungen vermeidet. Sielaff, 1942 in Stolp (Pommern) geborenen, ist gelernter Maschinenschlosser, studiert später an der Leipziger Ingenieurschule. Bereits in den 70er Jahren schreibt er (bisher unveröffentlichte) Kindergeschichten. Seine literarischen Ambitionen zielen nicht auf den "Butt" der Buchmesse. Er willt nach der niederschmetternden Diagnose Blasenkrebs 1996 "... ganz einfach wieder ein positives Lebensgefühl aufbauen." Das glückt so problemlos wie augenzwinkernd. "Wie ein Hamster im Laufrad" (Juli 2002) beschreibt auf komisch-tragische Weise die jahrelange Suche einerLeipziger Familie nach angemessenem Wohnraum und persifliert das Zusammenleben einer WG der 60er und 70er Jahre. In "Der Gemeindegendarm" (Oktober 2002) erzählt Sielaff von Aloisius Granzhofer, der um 1900 in dem fiktiven Ort Mölgau bei Leipzig lebt. "Caspar Blum" nun geht noch weiter zurück,
genauer gesagt: 300 Jahre. Es gelingt das Kunststück, Literatur ohne
Firlefanz zu präsentieren.
Volly Tanner
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